Ganze drei Jahre intensiver Arbeit liegen hinter dem Landesverband PSNV Sachsen, sowie den Teams für Krisenintervention & Notfallseelsorge.

Am 19.07.2021 konnten in Dresden die „Sächsischen Rahmenempfehlungen zur Psychosozialen Notfallversorgung in größeren Schadenslagen“ vorgestellt werden.

Geboren wurde die Idee knapp drei Jahre zuvor bei einem Mittagessen mit Blick über die wunderschöne Sächsische Schweiz. Vertreter von DRK und Landesverband PSNV berieten gemeinsam wie die PSNV im Freistaat auch konzeptionell weiterentwickelt werden könne. Im Ergebnis stellte man fest, dass die psychosoziale Betreuung einer großen Anzahl von Betroffenen nach größeren Schadenslagen planerisch nur wenig bis keine Beachtung findet. Diese Fehlstelle sollte gezielt aufgegriffen und thematisiert werden.

Anfänglich waren sich die Vertreter unsicher, ob dies überhaupt möglich ist. Schließlich gibt es in dem Themengebiet kaum einheitliche Standards, unzählige Meinungen und Herangehensweisen. Viel Erfahrungen, Wissen und Ideen waren bereits in den Köpfen. Darüber hinaus wurden Kontakte zum Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) aufgebaut und genutzt, um deren Fachexpertise mit einbinden zu können.

Im Ergebnis lag Anfang 2019 ein erster Entwurf für die Rahmenempfehlungen vor. In mehreren Treffen mit Vertretern der sächsischen Teams für Krisenintervention & Notfallseelsorge wurde der erste Entwurf diskutiert und weiter geschärft.

Anschließend wurden die Empfehlungen den sächsischen Hilfsorganisationen sowie dem Landesfeuerwehrverband vorgelegt. Auch danach gab es unzählige Telefonate, E-Mail-Verkehr und Videokonferenzen um einen gemeinsamen Konsens zu finden. Auch wenn dieser Prozess nicht immer leicht war konnten allein dadurch viele Anregungen und Ideen zusätzlich aufgenommen werden.

Am 19.07.2014 starben bei einem Busunglück auf der A4 bei Dresden 11 Menschen. 69 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Schon damals stellte das Ereignis die Krisenintervention & Notfallseelsorge vor eine große Herausforderung. Aus diesem Anlass heraus wurden die nun finalisierten Rahmenempfehlungen am siebten Jahrestag dieses Ereignisses in Dresden vorgestellt.

Die Veranstaltung fand im Festsaal der Dresdner Dreikönigskirche statt. Eingeladen waren Gäste aus Politik, Ministerien, Vertreter der Brand- & Katastrophenschutzbehörden, der sächsischen Polizei, der Hilfsorganisationen, der Landeskirche und natürlich Kräfte der sächsischen Teams für Krisenintervention & Notfallseelsorge.

 

Die Veranstaltung wurde durch einen Vortrag zum damaligen Busunfall vom Vorsitzenden Tom Gehre eröffnet. Dieser würdigte das ehrenamtliche Engagement der PSNV Kräfte in Sachsen und stellt die Besonderheit dieser Rahmenempfehlungen vor:

Zitat: „Auf diese Rahmenempfehlungen können wir zu Recht stolz sein. Zum einen zeigen sie ehrenamtliches Engagement von seiner besten Seite, zum anderen sind wir das bisher einzige Bundesland, welches sein Wissen im Bereich PSNV in Bezug auf Großschadenslagen so umfassend gebündelt hat. Darüber hinaus ist es großartig, dass alle beteiligten BOS dieses Papier unterzeichnet haben.

Die vorhandenen Empfehlungen sollen eine Idee vermitteln, wie komplexe Einsatzlagen aus Sicht der Psychosozialen Notfallversorgung bewältigt werden können. Sie geben den ehrenamtlich arbeitenden Teams sowie den zuständigen Behörden Orientierung in der gemeinsamen Erstellung oder Aktualisierung von lokalen Einsatzplänen.“

 

Im Anschluss an den Eröffnungsvortrag hielt Andreas Hirth (Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz im Sächsischen Staatsministerium des Innern) ein Grußwort an die Gäste. Er betonte wie wichtig die gesetzliche Verankerung der PSNV im Sächsischen Brandschutz-, Rettungsdienst und Katstrophenschutz-Gesetz (SächsBRKG) ist.

Als nächstes folgte Superintendent Behr von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. Er würdigte den ehrenamtlichen Dienst am Menschen als einen Akt der Nächstenliebe, der unverzichtbar für das gesellschaftliche Zusammenleben ist.

Frau Dr. Nicole Porzig, Mitglied des Vorstandes im DRK Landesverband Sachsen e.V., sprach sich in ihrem Grußwort für eine intensivere Verzahnung zwischen der PSNV & dem Betreuungsdienst aus. Darüber hinaus warb sie für die stärkere Integration und niedrigschwelligere Einrichtung von Personenauskunftstellen in Großschadenslagen.

Im Anschluss ging Andreas Rümpel, als Vorsitzender des Landesfeuerverbandes Sachsen e.V., auf die Zusammenarbeit von PSNV und Einsatzkräften ein und berichtete auch von seinen ganz persönlichen Erfahrungen als Amtsleiter.

Zu guter Letzt hielt Iris Kloppich als Opferbeauftragte der Sächsischen Staatsregierung ihr Grußwort und zeigte auf wie wichtig nach größeren Schadenslagen auch die mittel- & langfristige Versorgung von Betroffenen ist. Dies könne nur funktionieren, wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten und sich bereits vor dem Ereignis vernetzen.

Abgerundet wurde der offizielle Teil der Veranstaltung mit einem Vortrag von Innocent Töpper. Er ist Fachberater für Psychosoziales Krisenmanagement im DRK Landesverband Sachsen e.V. und Mitglied des Vorstandes des Landesverband PSNV Sachsen e.V. Er präsentierte die wesentlichen Kernpunkte der Empfehlungen. Als Initiator und Autor war er maßgeblich an der Erstellung dieser Empfehlungen beteiligt.

Nach dem Mittagessen begann der Bildungsteil der Veranstaltung. Diesen läutete Frau Prof. Dr. Barbara Juen, Leiterin der Psychosozialen Dienste im ÖRK, mit einer Videogrußbotschaft aus Innsbruck ein.

Prof. Dr. Harald Karutz von der Medical School Hamburg hielt im Anschluss eine eindrucksvolle Rede zu Bedarfen der PSNV in Großschadenslagen. Er regte damit viele Zuhörende zum Nachdenken an.

Zum Abschluss referierte der leitende Polizeidirektor Stefan Dörner von der Polizeidirektion Chemnitz über das polizeiliche Einsatzkonzept Betreuung im Freistaat Sachsen.

Leider blieb danach aber nur wenig Zeit für Gespräche. Direkt im Nachgang zur Veranstaltung verlegten rund 50 PSNV Einsatzkräfte aus ganz Sachsen nach Rheinland-Pfalz, um dort in den Katastrophengebieten Hilfe zu leisten.

 

Ein großer Dank gilt dem gesamten Unterstützungsteam, dass es überhaupt erst möglich gemacht hat diese Veranstaltung durchführen zu können. Insbesondere zu nennen sind hier: Pfarrer a.D. Christian Mendt (KIT-NFS Dresden), Doreen Moschke (KIT-NFS Chemnitz), Grit Lobenstein (KIT-NFS Meißen), Innocent Töpper (KIT-NFS Meißen), Nicole Riethausen (KIT-NFS Meißen) und Ulrich Münch (KIT-NFS Torgau Oschatz).

Ein außerordentlich großer Dank gilt Patrick Lorenz (KIT-NFS Dresden), welcher das Layout der Rahmenempfehlungen in ehrenamtlicher Tätigkeit übernommen hat.

Das Dokument steht hier zum Download bereit:

https://lv-psnv-sachsen.de/wp-content/uploads/SR_PSNV_Final_Webversion.pdf

Gerne können auch gedruckte Exemplare bestellt werden. Nutzen sie dazu unser Kontaktformular.

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